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Buchrezension „Wem gehört die Zukunft?“ von Jaron Lanier

Avatar of Student/in Student/in | 08. Dezember 2016 | Lesestoff



Zeichnung eines Roboters mit Blume

Als am 12. Oktober 2014 in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen wurde, war jedem bewusst, dass dies eine große politische Signalwirkung mit sich bringen würde. Der NSA-Skandal lag ein Jahr zurück und als erster Preisträger aus der „digitalen Welt“ wurde Jaron Lanier mit seinem Buch „Wem gehört die Zukunft?“ ausgezeichnet. So ist es nicht verwunderlich, dass auch im Rahmen des Faches Suchmaschinentechnologie dieses Buch zur Sprache kam, und dies in Form einer Buchvorstellung mit anschließender Rezension:
Jaron Lanier, geboren 1960 in New York, ist einer der bekanntesten Kritiker der Informationsökonomie - und das obwohl er jahrelang selbst in verschiedenen Technologieunternehmen mitgearbeitet hat. Aus dieser „Insiderposition“ heraus hat er ein Buch geschrieben, das seine persönliche Meinung zu Themen wie Hochleistungscomputer - in Laniers Worten „Sirenenserver“-, Informationsaustausch und Datensicherheit darlegt. Diese „Sirenenserver“ sind in Laniers Augen gefährliche Datendiebe, die den Menschen in seiner Rolle völlig vergessen und das System der kostenlosen Information (und damit der kostenlosen Daten) nur für ihre Zwecke nutzen. Lanier stellt diesem System, in dem seiner Meinung nach immer der mit dem leistungsstärksten Computer gewinnt, ein nachhaltigeres, humanistischeres entgegen: jeder soll als Eigentümer seiner eigenen Daten dafür entlohnt werden, wenn er diese für verschiedenste Zwecke preisgibt. Er fordert eine „Welt der digitalen Würde“ und zeichnet gleichzeitig in vielen ausladenden Beispielen eine Dystopie, wie es mit unserer Welt weitergeht, wenn wir in dem vorhandenen, kritisierten System verharren: Versicherungen nehmen dank Big Data nur noch die Menschen in Schutz, welche wahrscheinlich nie schlimmer erkranken, Robotertaxis fahren auf dem Weg zum Flughafen eine ganz bestimmte Route an gesponserten, auf die jeweiligen Bedürfnisse des Insassen zugeschnittenen Geschäften vorbei und -schließlich in der Parodie auf die Spitze getrieben- Eltern müssen seitenlange AGBs unterschreiben, damit ihre Kinder an einer privatisierten Straße (das reale Pendant zu einem von „Sirenenservern“ privatisierten Internet) einen Limonadenstand aufbauen dürfen. Das alles klingt noch weit weg, doch Lanier warnt: dies kommt schneller als wir denken, immerhin hat es am Beispiel der Musikindustrie auch nicht lange gedauert, bis tausende Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verloren gingen.
Mit seinem Beispiel der „humanistischen Informationsökonomie“ macht Lanier einen gut gedachten Vorschlag, der mir jedoch zu einseitig und nicht weit genug gedacht ist. Die Dystopie ist meiner Meinung nach trotzdem noch vorhanden: Lanier schlägt als Start-up Idee in seinem neuen System eine „Agentur für Entscheidungsfindung“ vor, die Menschen mithilfe von Big Data neue Entscheidungen abnehmen soll- dies klingt für mich eindeutig zu sehr nach Manipulation.
Insgesamt ist „Wem gehört die Zukunft?“ ein interessantes, wenn auch langatmiges Buch.  Es gibt einen für mich zu sehr populärwissenschaftlichen Blick auf ein wichtiges und aktuelles Thema und in einem Punkt muss ich Jaron Lanier deutlich widersprechen: die Zukunft gehört nicht den Leuten mit den größten Servern. Sie gehört uns, und es kommt darauf an, wie wir sie mithilfe der neuen Technologien gestalten. Vielleicht kann dieses Buch trotz seiner polemisch wirkenden Schreibweise Anstoß dazu geben.
Lena Fischer (Kurs QE3 Bibl. 2015/18)

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