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Fake News: warum es sie gibt und was Social Media damit zu tun haben

Avatar of Student/in Student/in | 15. Februar 2021 | Gedankensprünge



Fake News: warum es sie gibt und was sie charakterisiert

Kaum noch einer kann ihn mehr hören, den inflationär verwendeten Begriff Fake News. Er ist zum Kampfbegriff geworden. Gerade in diesen Pandemiezeiten, in denen die Wissenschaft entscheidenden Einfluss auf unser Leben und unseren Alltag nimmt, nimmt ihn jeder in den Mund, um die jeweilige Gegenseite der Lüge zu bezichtigen. Und doch ist es elementar wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Was charakterisiert Fake News?

1. ein (zumindest vager) Aktualitätsbezug oder zumindest eine aktuelle Relevanz

Klar, sonst würde es nicht Fake NEWS heißen. Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal (in Sprachstil und Aufmachung) sind Fake News oft an den Stil von Nachrichten angelehnt.

2. ihre absichtliche Verbreitung zu manipulativen Zwecken

Der Autor weiß, dass er entweder ungeprüfte oder bewusst falsche Informationen verbreitet, sein Ziel ist es nicht, neutral über einen Sachverhalt zu informieren, sondern zu manipulieren, Emotionen und Stimmungen zu erzeugen. Hier liegt der Unterschied zwischen der versehentlichen Fehlinformation (misinformation) und der gezielten Falschinformation (disinformation).

3. ihre massenhafte Verbreitung, besonders über Social Media

Dieses letzte Charakteristikum ist es, was man im modernen Verständnis unter Fake News versteht, und gerade das Aufkommen von Internet und Social Media hat diese neue Dimension möglich gemacht.

Im modernen Sinn ist der Begriff Fake News erst seit einigen Jahren verbreitet (und seit 2017 im Duden), im englischen Sprachraum wird er aber schon seit mindestens Ende des 19. Jahrhunderts benutzt für falsche Nachrichten im Allgemeinen.

Gab es Fake News also eigentlich schon immer?

Zumindest Fehl- und Falschinformationen sind so alt wie die Menschheit selbst. Sie massenhaft zu verbreiten, war aber bis vor zwanzig Jahren nicht einfach. Unabsichtlich konnte das Journalisten und Autoren passieren, die handwerklich nicht ordentlich arbeiteten, und verbreitet wurde die „Ente“ dann in Presse, Radio und Fernsehen, oder gar im Buchhandel, bis jemand anderes den Fehler entdeckte. Absichtlich setzten agitatorische Gruppen und autoritäre Staaten Falschinformationen ein, etwa auf Plakaten – die klassische Propaganda.

Auch Boulevardmedien verbreiteten (und verbreiten immer noch) absichtlich falsche und irreführende Informationen, doch es gab nur wenige davon, die kannte man auch mit der Zeit und wer sich die Aufmachung der Schlagzeilen anschaute, konnte schon allein an Hand von äußerlichen Kriterien wie Schriftgröße und inflationäre Verwendung von Ausrufe- und Fragezeichen den Unterschied zu „Qualitätsblättern“ ausmachen.

Die Rollen waren klar verteilt: Wissenschaft, Medien, Verlagswesen und der Staat waren diejenigen die Information versendeten, und der einzelne Mensch war der Empfänger. Er konnte selber kaum Informationen großflächig verbreiten bzw. eine breite Masse erreichen, höchstens in seinem eigenen Umfeld und in Gruppen, in denen man sich vor Ort treffen musste (Stammtisch, Demonstrationen…).

Diese Rollenverteilung hat sich durch die interaktive Struktur des Internets massiv verändert. Zunächst waren es Foren und Blogs, später YouTube, in denen der Einzelne plötzlich mit „seinen“ Informationen andere großflächig erreichen konnte. Schließlich aber sind es Social Media wie Facebook und Twitter, bei denen jeder Inhalte „teilen“ kann und somit weiterverbreiten, wodurch jeder Einzelne plötzlich zum Sender wird. Die Entwicklung setzt sich gestützt durch Followerfunktionen und durch neue Kommunikationskanäle wie Telegram und Twitch weiter fort und beschleunigt die massenhafte, noch direktere und noch mehr zielgerichtete Verbreitung von Information.

In einer Informationswelt, in der aber jeder ein Sender ist, gibt es keine natürlichen Autoritäten mehr. Jeder muss selbst entscheiden, wem er glaubt, welche Quelle glaubwürdig ist, ist dabei aber permanent überfordert ob der Flut an Autoren und Informationen. Die klassischen Medien haben stark an Bedeutung verloren, und die Unterscheidung, ob eine Information wahr oder falsch ist, lässt sich heute nicht mehr so leicht rein äußerlich treffen. Formal erkennt man oft keine Unterschiede mehr zwischen einem seriösen und einem unseriösen Tweet. Man könnte sagen, Fake News haben sich professionalisiert. Dabei ist das Fehlen der natürlichen Informationsautoritäten eigentlich ein demokratischer Gedanke, weil jede Stimme gleich viel wert ist.

Die meisten von uns haben sich irgendwann ein „Paket“ aus Autoritäten zusammengestellt, bei denen sie sich Informationen holen – es wäre ja auch zu anstrengend, sich jeden Tag seine Quellen neu zusammenzusuchen und zu bewerten. Also sucht man sich einmal eine oder eine Hand voll Quellen aus und glaubt ihnen einfach. Für manche sind dies Tagesschau, SZ und Twitter, für andere Bild, tz und ein paar Influencer-Insta-Accounts, für viele aber sind es schlicht die Quellen, die ihnen ein Social-Media-Algorithmus auf Grund ihres bisherigen Such- und Like-Verhaltens vorschlägt: man landet in einer Blase.

Je mehr wir die Algorithmen von Google, Facebook & Co. mit unseren Suchanfragen, Likes und Abonnieren füttern, desto passgenauere Inhalte schlagen sie uns vor – und blenden gleichzeitig Information aus, die uns weniger „gefällt“.

Wir liken einen Post, in dem von Schäfern berichtet wird, die Angst um ihre Herde wegen Wölfen haben, und wir treten einer Gruppe bei, die den Einfluss von CO2 auf den Klimawandel bestreitet. Schwupps, haben wir den ersten Schritt in eine neue Blase getan. Je weiter wir uns in diese Blase hineinbewegen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass uns Inhalte vorgeschlagen werden, in denen Stimmen zu Wort kommen, die den Wolf für harmlos halten, oder Posts mit Gegenargumenten, die den CO2-Einfluss deutlich herausheben.

Die Informationen, die uns von nun an in unserer Blase präsentiert werden, bewirken, dass wir mit der Zeit glauben werden, Wölfe fressen Kinder und die Erderwärmung sei eine Lüge.

Nun eine entscheidende Frage: Kann die Blase platzen?

Bzw. gibt es einen Weg, aus der Blase wieder rauszukommen, in die man sich einmal begeben hat? Für die meisten Menschen wird das zu unbequem sein. Man kann immerhin in einem ersten Schritt schon sich selber darüber bewusst werden, dass man in einer Blase lebt – und so gut wie jeder von uns tut das!

In einem zweiten Schritt kann jeder entscheiden, die Information, die er darüber bekommt, eben auch mit einem kritischen Blick einzustufen, d.h. sich die Mühe zu machen, nicht sofort jede Information zu glauben, sondern sie auch mal zu hinterfragen. Die Blase wird dadurch nicht verschwinden, aber ihre Bedeutung wird abnehmen. Wenn wir dann noch in einem dritten Schritt regelmäßig neue und andere Quellen suchen und ebenfalls kritisch hinterfragen, können wir zu einer ausgewogeneren Perspektive kommen und sind weniger anfällig für Fake News.

Andernfalls können wir natürlich auch ein Heiligenleben ganz ohne Social Media führen. Aber wären wir damit nicht auch eine Minderheit, die wieder in einer eigenen Blase lebt? ;-)

(Bildnachweis: geralt, via Pixabay)

(ag)

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1 Kommentar(e)

php |

16. Februar 2021

Ein großes Problem scheint mir, dass mit beschriebenen "weltanschaulichen" Blasen ein Stück weit immer auch soziale Blasen einhergehen.

Und dann haben wir - zugegeben etwas überspitzt formuliert - eine dem platonischen Höhlengleichnis ähnliche Situation. Man muss Menschen zwingen, sich aus ihrer Höhle/Blase und ihrer geglaubten Realität heraus zu begeben. Aber dann laufen diese Menschen Gefahr, zumindest einen Teil ihres sozialen Umfeldes zu verlieren.