Unsere erste Bibliotheksbesichtigung führte uns am nächsten Morgen in die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik, welche im Klementinum in der Prager Altstadt untergebracht ist. Sie bildet das Zentrum des tschechichschen Bibliothekssystems und ist mit über 7,6 Millionen Medieneinheiten und 17.000 registrierten Nutzenden gleichzeitig auch die größte Bibliothek Tschechiens. Sie erfüllt die üblichen Aufgaben einer Nationalbibliothek wie beispielsweise die Erstellung der Nationalbibliografie, die Vergabe von ISBNs sowie ISMNs und die Aufbewahrung der Pflichtexemplare. Eine Besonderheit ist jedoch, dass sie sowohl die Rolle der National- als auch der Universitätsbibliothek übernimmt.

Beeindruckt waren wir vor allem von den imposanten Räumlichkeiten der Bibliothek - insbesondere dem eindrucksvollen Lesesaal und den Fresken, die an vielen der Decken in den Fluren zu finden sind.

Unsere Führung endete im idyllischen Innenhof der Nationalbibliothek, den wir direkt als perfekten Gruppenfoto-Hintergrund identifizierten:

Doch warum nur eine Bibliotheksführung, wenn man auch zwei haben kann? Nach diesem Motto hatten wir geplant zusätzlich auch den astronomischen Turm, welcher sich ebenfalls im Klementinum befindet, zu besuchen. Fertiggestellt wurde der 70 Meter hohe astronomische Turm, der ursprünglich als Aussichturm gedacht war, im Jahr 1772. 

Mit einer eindrucksvollen Führung wurden wir durch die Stockwerke des Turms geleitet. Im ersten Stock befindet sich ein barocker Bibliothekssaal aus den 1720er Jahren mit über 27.000 Bänden. Diese stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und sind überwiegend in lateinischer Sprache verfasst. Doch unter den Beständen befinden sich auch Bücher in tschechisch, deutsch und italienisch. Um die Bestände zu schützen, die durchgängig klimatisch überwacht werden, kann der Saal leider nicht betreten werden und lediglich in geleiteten Führungen von Außen besichtigt werden. 

Nachdem wir alle einen Blick in den Saal werfen durften, ging es in das nächste Stockwerk. Dort konnten wir verschiedene astronomische Messinstrumente in einer Ausstellung bestaunen. Bereits seit dem Jahr 1775 - also drei Jahre nach Fertigstellung des Turms - wurden meterologische Messungen im Turm durchgeführt. 

Im obersten Stockwerk des astronomisches Turms befindet sich der sogenannte Meridian-Saal, in dem durch eine ausgetüftelte Technik die Mittagszeit bestimmt werden kann. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Prager Bevölkerung mit Hilfe einer Fahne so die Mittagszeit angezeigt.

An der Turmspitze angekommen, wurden wir mit einer tollen Aussicht über die Prager Altstadt belohnt, die wir eifrig mit unseren Kameras festhielten.

Auch der nächste Tag startete mit einer spannenden Führung. Diesmal hatten wir uns die Prager Stadtbücherei vorgenommen. Besonders eindrucksvoll war hierbei der Bücherturm im Eingangsbereich der Bibliothek. Hier wurden 1998 8.000 Bücher zu einem gigantischen Kunstwerk verwandelt. Doch nicht nur der Büchertum kann sich sehen lassen, sondern auch die insgesamt ca. 2 Millionen Medien, die über alle Bibliotheksstandorte verteilt, zu finden sind. Als besonderes Schmankerl kann man mit der Bibliothekskarte dort nicht nur Bücher ausleihen. Sie gilt zusätzlich nämlich auch als Karte für die öffentlichen Verkehrmittel in Prag. Aber in Prag werden nicht nur die Menschen mit Bussen durch die Stadt gefahren, sondern auch die Bücher. Es gibt zwei Autobusse, welche vor allem Grundschulen mit interessanter Litertaur bedienen. Insgesamt hält die Bibliothek für viele Geschmäcker etwas bereit - von Film-, Theater- bis hin zur Musikabteilung ist alles dabei.

Der nächste Tag startete für uns mit einem freien Vormittag, den wir für unterschiedliche Aktivitäten nutzten: Einige von uns besuchten den Spiegel-Irrgarten im Petrin Park, andere legten eine kleine Sightseeing- oder Shoppingtour ein.

Am frühen Nachmittag ging es für uns dann ins Kloster Strahov, das ganz oben auf dem bekannten Petrin-Berg gelegen ist, unweit der Prager Burg. Die Bibliothek beherbergt derzeit über 200.000 Bände, darunter ca. 3.000 Handschriften und 2.000 Inkunabeln. Die Bestände sind in zwei imposanten Bibliothekssälen untergebracht. Um die Bestände und auch die kostbaren Deckenfresken vor Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit zu schützen, dürfen die beiden Bibliothekssäle in der Regel nicht von Besuchenden betreten werden. Für uns wurde jedoch eine Ausnahme gemacht und so durften wir die Bestände auch aus der Nähe bestaunen.

Eine Besonderheit ist das sogenannte Kompilationsrad aus dem 17. Jahrhundert. Auf den einzelnen Ablageflächen des Rades können jeweils Bücher platziert werden, sodass das Arbeiten mit verschiedenen Werken möglich ist. 

Angeschlossen an die Bibliothek ist außerdem ein Kuriositäten-Kabinett aus dem 18. Jahrhundert, in dem naturwissenschaftliche Sammlungen, Mineralien, Porzellan, Waffen, Globen und vieles mehr ausgestellt sind. Ebenfalls im Kuriositätenkabinett untergebracht ist eine Xylothek - also eine Holzbibliothek. 

Den Rückweg in die Altstadt nutzten wir nochmals, um Mitbringsel zu besorgen und verschiedenste Baumstriezel zu testen: Mit Vanille- oder Schokoeis, mit und ohne Sahne, mit Erdbeeren, Nüssen oder Schokoladensoße…