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De livros e de morcegos - zu Besuch in der Biblioteca Joanina in Coimbra

Avatar of Student/in Student/in | 08. August 2023 | Bibliotheken | International



Was Oxford für das Vereinigte Königreich und Bologna für Italien, das ist Coimbra für Portugal: die älteste und folglich auch traditionsreichste Universitätsstadt des Landes.
Umso weniger verwunderlich, dass man auch in dieser Stadt eine der wohl spektakulärsten Bibliotheken des Landes vorfindet – vorausgesetzt, man zieht die architektonische Opulenz und nicht die Bestandsgröße als entscheidendes Kriterium hierfür in Betracht. Denn mit etwa 60.000 Bänden zählt die Bibliothek mitnichten zu den größten in Portugal.

Der Name der Bibliothek rührt von ihrem Auftraggeber Dom João V., portugiesischer König von 1706 bis 1750, her, der sie im Jahr 1717 als eines seiner kulturpolitischen Großprojekte errichten ließ. Ähnlich wie andere absolutistische Herrscher seiner Zeit profilierte er sich als Förderer von Kunst, Kultur und Wissenschaft seines Landes und wollte damit ein weiteres „goldenes Zeitalter“ einläuten – jedoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass diese verschwenderische Hofhaltung auch zum späteren wirtschaftlichen Niedergang des Königreichs beitragen sollte.

Bereits von außen lässt das Portal des nach elf Jahren fertiggestellten Baus vermuten, dass den Besucher im Innern wohl Barockprunk erster Klasse erwartet.

Doch Zugang erhält man als Tourist über dieses Tor leider nicht, sondern muss vom Universitätshof zunächst den Hang hinabsteigen um dann festzustellen, dass die Bibliothek in Wirklichkeit drei Stockwerke besitzt, wovon zwei unterirdisch bzw. in Hanglage angebracht sind. Im untersten Geschoss befinden sich Gefängniszellen, die in der Vergangenheit für den Arrest von als zu aufsässig empfundenen Studenten genutzt wurden, wohingegen das zweite Stockwerk bereits einige Bücherregale und alte Lesetische bereithält und mit seinem dicken Mauerwerk als Stützebene für den dritten Stock dient. Mit eher schlicht gehaltenen weiß getünchten Wänden ist hier von der bevorstehenden barocken Saalpracht noch nichts zu merken.

Doch betritt man endlich den dritten Stock, so wird man von der barocken Innenausgestaltung überwältigt. In drei durch Bögen und Regale getrennte, jedoch mit Durchgängen verbundene Bereiche aufgeteilt, kommen die goldenen Verzierungen in einem grünen, einem roten und einem schwarzen Saal sehr kontrastreich zum Vorschein. Namensgebend für den schwarzen Saal sind die zweistöckigen Regalwände aus Ebenholz, die hauptsächlich Werke des Altertums beherbergen. Im roten Saal dominiert hingegen Mahagoni- und Rosenholz mit wissenschaftlichen Werken, während im grünen Saal theologische und philosophische Schriften untergebracht sind.

Ein Kuriosum der Bibliothek ist, dass dort Fledermauskolonien angesiedelt sind, um die Bestände vor dem Befall von Käfern und Würmern zu schützen. Den dabei entstehenden Fledermauskot nimmt man in Kauf und verkleidet dafür abends, bevor die Fledermäuse aktiv werden, die Möbel mit Lederhüllen und schickt täglich das Reinigungspersonal durch die Säle.

Heute ist Biblioteca Joanina institutionell weiterhin ein Teil der Universitätsbibliothek Coimbra, ist jedoch heute lediglich Altbestandsbibliothek und wird daher vornehmlich von Touristen sowie Historikern zu Forschungszwecken frequentiert.

RS

Quellennachweise:
- https://www.uc.pt/bguc/Documentos2023/BibliotecaJoanina (letzter Aufruf: 08.08.2023)
- https://www.centerofportugal.com/de/poi/die-johaninische-bibliothek (letzter Aufruf: 08.08.2023)
- Informationstafeln und Beschreibungen in der Biblioteca Joanina

 

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