Man sieht ihn nicht. Daher muss an dieser Stelle auch das Bild entfallen. Wie ein Geist bleibt er unsichtbar. Und wie ein Geist ist er vor allem nachts aktiv. Dann startet die panische Literaturrecherche und Bestellung, weil ihm auffällt, dass er vielleicht doch ein paar Quellen für sein Referat oder seine Hausarbeit benötigt.

Marc ist Student, frisch gestartet und die Bibliothek ist für ihn ein Ort, den es zu meiden gilt. Zu seinem Glück erhält er in den meisten Fällen automatisch mit seinen Studienunterlagen auch seinen Bibliotheksausweis. Dafür muss er also schon mal nicht die Räumlichkeiten betreten. Bevorzugt nutzt er E-Books und Datenbanken, so kann er einfach von Zuhause aus zugreifen.

Was aber, wenn er doch mal gedruckte Literatur benötigt? Er hat für diese Fälle noch ein Ass im Ärmel. Praktischerweise studiert er an seinem Heimatort und residiert daher noch im Hotel Mama. Da gibt es auch Boten – nämlich Mama. Sie ist es also, die seine Bücher abholt, nach Hause schleppt und auch wieder in der Bibliothek abliefert. Sie ist es auch, die sich entschuldigt (und die Gebühr begleicht), wenn die Bücher zu spät abgegeben werden. In besonders extremen Fällen kann es auch vorkommen, dass Mama mit einem Zettel und leicht verzweifeltem Blick an der Infotheke steht und sagt: „Mein Sohn bräuchte Literatur zu folgendem Thema...“ Aber Mama macht das ja gerne...

Und was ist mit der Nutzung von Präsenzbeständen? Die wird Marc um jeden Preis zu vermeiden suchen – oder Mama zum Scannen ausschicken. Mama macht das ja gerne... oder?

Jedenfalls kann es schon vorkommen, dass so ein Marc sein Studium beendet, ohne je die Bibliothek von innen gesehen zu haben. Selbst wenn er die Printbestände genutzt hat.

Mama sei's gedankt!

Typischer Satz: „Mama, kannst du was für mich in der Bibliothek erledigen?“

cl / Bild (c) mondsüchtig