Herzlich Willkommen im Blog! Link zur Hauptseite des Blogs Der Blog ist umgezogen! Zu finden sind unsere Erlebnisse nun hier

Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

Herzlich Willkommen im Blog! Link zur Hauptseite des Blogs

Weltkarte




Adventskalender (8): Hermine

Avatar of Student/in Student/in | 08. Dezember 2022 | Adventskalender



Hermine in der Bibliothek

Ein ganz normaler Tisch. Oder ist es ein ganz normaler Tisch? Es lagen ungefähr 14 Bücher ordentlich gestapelt darauf, sowie etliche bunte Stifte und Textmarker in einer Reihe und ein Laptop und ein Notizbuch und ein Block und ein Zauberstab!? Halt nein, da habe ich mich verguckt, es war nur ein Kugelschreiber. Mich erstaunt es immer wieder, wenn ich sie hier sehe. Es ist Montag, acht Uhr morgens und das Studiensemester hat vor einigen Tagen begonnen. Warum also wälzt sie hier die Bücher und arbeitet sich von To-Do Liste zur To-Do Liste? Gerade als ich meine Beobachtungen wieder beenden wollte, stand sie auf und ging mit den wehenden lockigen Haaren direkt auf einen platinblonden Studenten zu.

„Ich habe es dir schon drei Mal gesagt. Das Buch, dass wir bei Professor Sinistra lesen, steht hier nicht.“

Mit diesen Worten riss sie ihm das Buch aus der Hand und ging in eines der anderen Regalreihen hinein.

„Es ist doch sonnenklar, dass „Astrologie und ihre Wahrsagungen“ zwischen LC 52000 und LC 52730 eingeordnet wird und nicht unter LD 3000, das stünde eindeutig für Zeitschriften Kunstgeschichte. Das kann man auch in der Regensburger Verbundklassifikation nachlesen!“

Der Junge schüttelte dabei aber nur seinen Kopf, er war erst zum zweiten Mal in der Bibliothek. Entrüstet brachte sie das Buch an die richtige Stelle und ging wieder zu ihrem Arbeitsplatz. Dort saß plötzlich ein rothaariger Junge und bedachte sie mit einem flehenden Blick.

„Hermine bitte, lass mich deine Lernzettel doch wenigstens einmal durchlesen!“

„Nein Ron, du hattest 6 Wochen, um für deine Nachholprüfung zu lernen. Das ist Zeit genug.“

„Du brauchst die doch sowieso nicht mehr. Du hast ein „Ohnegleichen“ bekommen. Komm schon Hermine, ich muss drei Prüfungen nachholen.“

Er schien über seine Worte zu grübeln, denn er runzelte kurz darauf die Stirn.

„Was machst du eigentlich hier? Sag bloß nicht du hast tatsächlich Aufträge bekommen?“

„Ron, ich weiß, du kannst es kaum glauben, aber manche kommen wirklich in die Bibliothek, um in Ruhe zu lernen!“

Dieser verdrehte seine Augen und schlürfte mit hängenden Schultern aus dem Gebäude. Viele Stunden später, als ich gerade meine Tasche packte und die Bibliothek verlassen wollte, sah ich, wie Hermine einen noch größeren Stapel an Büchern zielorientiert am Selbstverbucher auslieh. Für mich war das gar keine Überraschung mehr, so gut wie sie sich hier auskannte. Was mich dennoch nicht mehr loslässt, ist wie um alles in der Welt sie es schaffte, einen Laptop, die ganzen Stifte, das Notizbuch, den Block und die unzähligen Bücher in einen mickrigen lila Beutel zu verstauen. Aber das wird wohl ein Rätsel bleiben.

as & isr

Keine Kommentare mehr möglich!

0 Kommentar(e)