Nachdem das hauptamtliche Bibliothekspersonal in den wohlverdienten Feierabend gegangen ist und die studentischen Hilfskräfte am Abend ihre Posten bezogen haben, tritt auch Wächter Wolfgang auf den Plan. Schon seit Jahren ist er entweder unter der Woche bis 24 Uhr in der Bibliothek anzutreffen oder hält am Wochenende die Stellung.

Sein Schlüsselbund klimpert, der Kaffeebecher dampft und oft steckt noch eine Schachtel Zigaretten in seiner Jackentasche. Vom Aussehen her ein ganz übler Typ, dessen Security-Shirt über der Brust und an den Armen spannt, bringt sein Blick selbst die heitersten Studierenden zum Schweigen. Bei seinen Runden durch das Bibliotheksgebäude achtet er auf Recht und Ordnung und kurz vor der Schließung verlassen alle Benutzer*innen fluchtartig das Gebäude, damit sie ihm ja nicht in die Arme laufen.

Während Wächter Wolfgang nach außen hin den harten Kerl mimt, ist er im Inneren doch ein großer Teddy. Ein Mann mit zwei Seiten, die gegensätzlicher nicht sein können. Seine Hobbys sind Horrorfilme schauen und Gedichte schreiben, welche er ab und zu sogar zum Besten gibt. In den ruhigen Stunden des Sonntagnachmittags freut sich Wächter Wolfgang über die Gespräche mit den studentischen Hilfskräften. Der Austausch hält ihn jung und er kann reichlich Anekdoten aus seinem langen Leben beisteuern. Mittlerweile gehört er genauso zum Inventar wie der quietschende Bücherwagen und das ist auch gut so, denn ohne ihn wären die Stunden an der Ausleihtheke nur halb so unterhaltsam.

Typischer Satz: „Mit der Tasche kommen Sie hier nicht rein. Da hinten sind die Schließfächer!“

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