Kiel. Ein Anagramm von "like" und das nicht ohne Grund. Sieht das Stadtwappen noch aus wie ein zertretener Hummer mit einem abgetrennten Fußnagel, ist das Wetter auch im Sommer tendenziell f(r)isch und ist die Innenstadt doch eher etwas graumäusig, bietet die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins (ja, "der echte Norden") doch gerade aus bibliothekarischer Sicht unheimlich viel.

Als ehemaliger Student der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ist es natürlich naheliegend zunächst die zugehörige Universitätsbibliothek zu besuchen, vor allem da diese eventuell früher vom selbigen kaum bis gar nicht genutzt wurde und diese gleichzeitig auch die größte Bibliothek (>4,5 Millionen Medieneinheiten) in Schleswig-Holstein ist. 

Allein in der Zentralbibliothek sind über 2,5 Millionen gedruckte Bücher und Zeitschriften untergebracht, welche wiederum durch den markanten "manche leuchten - wenn man sie liest"-Schriftzug (der natürlich auch nachts beleuchtet ist) auffällt. Das Hauptgebäude ist ein 3-stöckiger Neubau aus dem Jahre 2001 und wirkt sehr großzügig und übersichtlich gestaltet. Es gibt sehr viele Einzelarbeits-, Gruppen- und Loungeräumlichkeiten sowie einen IT-Arbeitsbereich und digitales Lernlabor. Auffällig ist die ungewohnte Signatur und die Aufstellung nach Fachbereichen im Freihandmagazin. Hätte der Autor damals sein Studium ernst genommen, hätte man dort sicherlich sehr gut arbeiten können.

Ein weiterer Vorteil von Kiel ist ja, dass es eine Landeshauptstadt ist, dementsprechend befindet sich dort direkt an der Förde im Sartori & Berger-Speicher auch die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek. Zuständig für alle Medien, die irgendwas mit "dem echten Norden" zu tun haben, sowie für dessen Nachbargebiete (yeah, Dänemark), beinhaltet die Regionalbibliothek über 250.000 Einheiten. Zusätzlich befindet sich dort das Zentrum für Digitalisierung und Kultur und ist normalerweise öffentlich zugänglich. Normalerweise.

Nachdem schon die Eingangstür passiert, das Gepäck in einem Schließfach verstaut und der Aufzug gefahren wurde, stellte sich doch recht überraschend heraus, dass die Landesbibliothek seit Anfang August 2023 geschlossen ist und erst 2024 wieder zugänglich sein wird. 

Etwas ärgerlich, da beim eigenen Webauftritt diese Schließung noch nicht erwähnt wird (Öffnungszeiten zuletzt aktualisiert am 22.05.2023), aber na gut: dann eben ein andermal. 

Diese kleine Enttäuschung konnte allerdings schnell wieder wett gemacht werden, da auch ein Besuch bei der Zentralen Fachbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (oder genauer "ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft") anstand und sogar nach Anfrage mit einer privaten Führung bereichert wurde. 

Die ZBW ist die größte Spezialbibliothek für wirtschaftswissenschaftliche Literatur weltweit (Bestand: >4.4 Millionen), ist auf die Standorte Kiel und Hamburg verteilt, angegliedert an die CAU und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. 

Mittlerweile stehen in der ZBW in Kiel keine Bücher mehr in den öffentlich zugänglichen Lesesälen, sie ist also eine reine Magazinbibliothek. Dies vereinfacht die Aufstellung (nach Größe und Numerus Currens) und ist auch für die Nutzenden kaum von Nachteil, da die Hauptnutzung mittlerwiele eh digital erfolgt und die Bereitstellung der Medien aus dem Magazin über Bestellungen ebenfalls sehr zügig (innerhalb von 60 min) erfolgt und sogar schon vor Abholung auf die Nutzer*Innen verbucht werden. 

Die vielfältigen Lesesäle und Arbeitsplätze laden mit direktem Blick auf die Förde natürlich wahrlich zum Arbeiten ein, gelten aber in Kiel tatsächlich immer noch als Geheimtipp.

Natürlich gibt es in Kiel noch viele weitere relevante und interessante Bibliotheken (u.a. Stadtbücherei und Bibliothek der Fachhochschule), jedoch gibt es eine kleine Bibliothek, mit der sich der Autor vor knapp einem Jahr zufällig schon mal in Form eines Referates auseinandergesetzt hatte und jetzt auch besuchen wollte. Nämlich die Bibliothek des GEOMAR (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel), welche aktuell noch auf 2 Standorte jeweils auf beiden Seiten der Förde verteilt ist und ab voraussichtlich September in einen umfangreichen Neubau (vorletztes Bild) umziehen wird.

Die meereswissenschaftliche Bibliothek besitzt >150.000 Medieneinheiten und in dem alten Gebäude am Westufer (welches auch durch das Aquarium inkl. Freiluftseehundbecken zu verzücken weiß) stellt sich die Bibliothek wirklich als relativ kleiner Raum mit ein paar Regalen und wenigen Arbeitsplätzen dar, inkl. eines kleinen Magazins. Da die Räumlichkeiten der neuen, zusammengelegten Bibliothek noch nicht öffentlich zugänglich waren, kann man sich aktuell nur anhand des Konzeptbildes (letztes Bild) vorstellen, was für ein großer Unterschied der Neubau sein wird. 

Es gibt also auch in Zukunft noch einigen Anreiz, die Vielzahl an Bibliotheken in Kiel zu besichtigen, sind sie doch vielseitig wie wandelbar. Auf jeden Fall müsste dann auch mal eine kleine Reise zur Gemeindebücherei Laboe stattfinden, denn wie sagte schon einer der größten Denker Kiels:

"Jetzt ist auch Laboe fällig!" - Bernd Knauer (Kneipenterrorist)

js