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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Adventskalender (14): Der Gourmet

Avatar of Student/in Student/in | 14. Dezember 2022 | Adventskalender



Bild von Nico Ertl

Wenn man über die moderne Organisation und Planung einer (öffentlichen) Bibliothek spricht, kommt man nur selten an dem Thema der Bibliothek als „sozialen Raum“ vorbei.

Eine Bibliothek soll mehr sein, als nur ein Lese- und Verwahrungsort für Bücher, sondern auch ein Ort des kulturellen und intellektuellen Austauschs zwischen Menschen allen Alters und Herkunft. Herrlich utopisch; doch lassen Sie es uns gleich auf den Punkt bringen: Der Verzehr von Essen hat in Bibliotheken eigentlich nichts verloren! Essen und Bücher vertragen sich nicht sehr gut! (Kochbuch-Witze werden hier getrost rausgelassen). Zwar bringt kaum etwas die Menschen so sehr zusammen wie Essen und Trinken, dennoch würde man zumindest gerne auf Ersteres im „Sozialraum Bibliothek“ eher verzichten.

In fast jedem Lesesaal-Info-Schild oder jeder Hausordnung einer Bibliothek findet sich eine kleine aber feine Passage, die das Mitbringen oder zumindest den Akt des Essens strikt verbieten oder bittend untersagen. Ausnahmen bilden gerne mal simple Wasserflaschen oder andere Getränke, damit man am Ende des Tages keine dehydrierten Körper in den Regalgängen auffindet.

Dennoch gibt es immer wieder echte Genießer und Gourmets, die einen Bibliotheksbesuch und so manche Lesestunde gerne mit allerlei Köstlichkeiten verfeinern. Die Klassiker bilden hier unter anderem allerlei Arten von Schokoriegeln, geschmierte Brote und sonst alles, was sich in eine Tüte, Box oder ähnliches verpacken und durch den Bibliothekseingang schmuggeln lässt.

Natürlich kann man die Leute gut verstehen. Es ist sehr gemütlich, wenn man gerade im Lesesaal an seiner Masterarbeit zum physikalischem Aufbau des Cytoplasmas tippt, an Interpretationsthesen zu Büchners „Woyzeck“ arbeitet, für die nächste Klausur büffelt oder im berühmten Laufsteg-Lesesaal der BSB auf seine große Liebe wartet und dabei genüsslich einen kleinen (oder großen) Snack verzehren kann. Hirnnahrung soll ja bekanntlich beim Nachdenken helfen. Eine Bibliothek ist aber auch kein Ort für Fressorgien …

Zwar sind die Zustände natürlich nicht so wie bei manchem Ritteressen ( https://www.wailtl-gaststaette.de/ritteressen.html ), allerdings kann die Situation schon so einige Probleme mit sich bringen.

Essensreste können Ungeziefer anlocken, welches nach dem Bibliotheksbenutzenden selbst zu den schlimmsten Buchfeinden gehören. Zwar teilen sich diese zwei Besuchergruppen die Bibliothek gerne mal als Aufenthalts- und Speiseraum, allerdings sind es bei den Ratten, Bücherwürmern und Bücherfischchen doch eher delikate Buchrücken, -einbände oder -seiten – gerne auch schon mit Gelbstich – und bei den BibliotheksbenutzerInnen eine eher ausgewogenere und organischere Kost. Vom Happy Meal über das Self-Made-Müsli bis hin zum Soja-Steak sollte hier alles vertreten sein. Doch fast genauso schlimm wie Schädlinge sind die widerlichen Essensspuren, die in Büchern hinterlassen werden. Schließlich gibt es eben doch einen Grund dafür, dass viele Bücher und weitere Bestände unter Verschluss sind oder nur beschränkt zugänglich sind. BibliothekarInnen wollen nun mal keine Semmelbrösel in einer originalen Gutenberg-Bibel, Ketchup-Flecken auf Öl-Portraits oder Suppentropfen über Jahrhunderte alte Karten verteilt sehen.

Doch gutes Bibliothekspersonal findet einen Weg, seinen Bestand vor allen Gefahren zu schützen. In Schulbibliotheken, welche oft nur im Pausenzeitraum geöffnet sind, gibt es oftmals eigene Regale, in denen die Schülerinnen und Schüler während ihres Aufenthaltes ihre Brotzeitboxen und Essenstüten verwahren können. Ganz unpraktisch wiederum wird es, wenn eines der Kinderlein seine Box im Regal vergisst, diese dann gerne mal ein Halbjahr dort im ungekühlten Raum verbringt, bis einem Besuchenden vielleicht mal ein modrig fauler Geruch auffällt, so dass der Blick wieder auf das Gefäß und seinen mittlerweile nicht mehr identifizierbaren Inhalt fällt. Was ist das?! Ein halbgeschmolzener Schneeball, eine regenbogenfarbene Milchschnitte oder ein Duplo dem Beine gewachsen sind.

Jetzt noch über Gourmet-BibliothekarInnen und die einzelnen Arten von BesucherIn-Gourmets herzuziehen würde hier eindeutig den Rahmen sprengen., hier aber mal eine kleine Übersicht der Highlights:

Der Heuchler – BibliothekarIn, der/ die gerne BesucherIn-Gourmets ermahnt oder gar rausschmeißt, bevor er sich dann hinter seinen Tresen für alle BesucherInnen provozierend sichtbar an seine eigenen Gaumenfreuden macht; neigt auch dazu, konfisziertes Essen für sich selbst aufzuheben

Der Sündiger – Geht anders als so manch anderer BesucherIn nicht am internen Benutzer-PC seinen Guilty Pleasures nach, sondern nutzt die Ruhe einer Bibliothek nur, um zurückgezogen bei seiner Diät zu schummeln; vorwiegend an den hintersten Tischen zu finden; benutzt willkürlich ausgewählte Bücher als Alibi und Rechtfertigung

Der Letztes-Abendmahler – Soziales Individuum, das jedem verirrten Leser, der sich an seinen Tisch verirrt einen Teil seiner mitgebrachten Leckereien anbietet. In alter Wohltätigkeits-Manier bricht er das Brot, teilt den Salat und spendet übriggebliebenen Pudding

 

Schließlich kann man eben doch nur noch freundlich auf die eigene Gastro-Initiative mancher Bibliotheken verweisen. Im StabiCafe der BSB findet man zum fairen Preis allerlei Köstlichkeiten, die die meisten Geschmäcker ansprechen sollten.

 

- J.M. & N.E.

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1 Kommentar(e)

Norbert Gillmann |

15. Dezember 2022

Wunderbar, jeden Tag eine Lesegenuss.