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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Handbuchbinderei – ein Erfahrungsbericht aus dem Praktikum

Avatar of Student/in Student/in | 21. März 2022 | Lesestoff, Praktikum



In Bibliotheken stehen bekannterweise Bücher. Viele Bücher sogar. Sie kommen ins Haus, quasi gebrauchsfertig. Woher sie kommen? Vom Buchhändler, aus dem Internet, egal, Hauptsache sie sind da – was davor war, betrifft oder interessiert uns nur selten. Zu Unrecht, meiner Meinung nach.

Während unseres zweiwöchigen Aufenthalts an der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg bekamen wir beiden Praktikanten durch Handbuchbindermeisterin Frau Kohler einen seltenen, doch wichtigen Einblick in ihr Handwerk: Wir durften – unter ihrer wohlwollenden Anleitung – ein eigenes Buch binden. Wie das ging? Hier ein paar Impressionen.

 

Buchblock

Am Anfang haben wir die Lagen gelegt, bei uns waren es acht Lagen zu jeweils vier Bögen (also 128 spätere Seiten). Die Vorsatzblätter wurden an der obersten und an der untersten Lage aufgeleimt. Anschließend wurden die Lagen von unten nach oben per Fitzbund vernäht und der Rücken zudem mit Heftbändern verstärkt. Danach wurde er abgeleimt, damit die Lagen endgültig fest zusammenhielten. Nach den Trocknen wurde der gesamte Buchblock auf das gewünschte Maß beschnitten, bei uns ca. DIN A5. Später wurden auch noch die Kapitalbänder an den oberen und unteren Kanten des Rückens angeleimt.

Bild Buchblock und Buchdecke

Buchdecke

Die auf Größe geschnittenen Pappen der Buchdeckel (Block + ein paar Millimeter) und die Rückeneinlage haben wir mittels des „Zusammenhängpapiers“ zum Kern der Buchdecke verleimt. Der Abstand zwischen den einzelnen Teilen bildet später das Gelenk zwischen den Deckeln und dem Buchrücken. Damit das fertige Buch angemessen schön (und robust) wird, haben wir den Rücken mit Buchbinderleinen eingeschlagen und die Deckel mit Buntpapier.

Decke fertig und Einhängen

Einhängen

Den letzten und entscheidenden Schritt bildet das Einhängen – uns war auch ein wenig mulmig dabei! Der Buchblock wird hierfür passend in die Decke eingeschlagen, danach erst die eine, dann die andere Seite des Vorsatzes mit dem Deckel verleimt: Leim drauf, Deckel zuschlagen, bei Bedarf etwas korrigieren, und ab in die Presse.

Bild einhängen und fertig

Fertig!

Nach ein paar Stunden gespannten Wartens hatten wir dann endlich das fertige Buch in Händen – dies war also mein Erstlingswerk.

Bild Ergebnis und Ende

Neben der tollen Erfahrung bleibt neu gewonnener Respekt für Leim, Papier, gutes Werkzeug und – am wichtigsten – Respekt für das physische Objekt „Buch“ und die Handwerker*innen, die sich ihm verschworen haben. Vielen Dank!

 

(mb)

mb ist der Meinung, dass jede Bibliothekarin und jeder Bibliothekar einmal im Leben ein Buch selbst gebunden haben soll.

 

Fotos: mb

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1 Kommentar(e)

Studentin |

30. März 2022

Vielen Dank für den schönen Artikel! Ich durfte vor einer gefühlten Ewigkeit auch mal ein eigenes Buch binden und das ist schon ein tolles Gefühl am Ende – und steigert die Wertschätzung gegenüber dem Medium Buch tatsächlich ungemein.