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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Bibliotheken und Archäologie - Teil 5: ExcaBook

Avatar of Student/in Student/in | 11. November 2021 | Bibliotheken und Archäologie



Jede Arbeit hat ein Ergebnis – hoffentlich, denn ansonsten wäre die Arbeit umsonst gewesen. Im Falle einer archäologischen Ausgrabung sind dies zum einen die Funde und – darum soll es in diesem Beitrag gehen – zum anderen all die Listen, Tabellen, Fotos, Fundzettel und andere Erzeugnisse, die das Ausgrabungsteam bis dahin produziert hat: Forschungsdaten, rohe Forschungsdaten.

Ah, ja, Forschungsdaten, zugegeben, ein im Feld selten gehörter Begriff. Doch erzeugen Archäologen viel davon. Die Ausgrabung wird begleitet von einer Reihe von dokumentarischen Arbeiten, die von Tagebüchern (Was wurde wann gemacht, und von wem?), Beschreibungen (Wie sah das aus? Wie verhalten sich die einzelnen Schichten zueinander (Stratigrafie)?), Fotografien (Befund- und Fundfotos) bis hin zu Plänen (meist als CAD-Plan) reichen. Dazu werden Listen geführt und Konkordanzen, damit möglichst jeder Handgriff im Nachhinein nachvollzogen werden kann. Denn wenn die Grabung erst einmal zu Ende ist, ist in der Regel auch der archäologische Untersuchungsgegenstand weg – zerstört, abgearbeitet und weg geschaufelt. Nur die von den Archäologen angefertigte „Doku“ zeugt davon und nur sie kann als Ausgangspunkt zukünftiger Forschung dienen. Der in diesem Zusammenhang oft gehörte Spruch „Was weg ist, ist weg“ trifft zu 100% zu.

Bisher war es aber so, dass jede Firma, ja jeder Archäologe oder Grabungsleiter, diese Daten unterschiedlich erfasst hat. Dies reicht vom Grad der Detailtiefe bis zur Frage ob man analog oder digital arbeitet und ob man nachträglich in irgendeiner Form digitalisiert. Die Folge ist eine sehr geringe Vergleichbarkeit verschiedener Projekte, deren Dokus einmal aus vielen Ordnern Papierformularen besteht, ein andermal aus selbstgestrickten Datenbanken und anlassbezogen angelegten Excel-Sheets (zusätzlich zu den Ordnern). Dementsprechend wird auch die wissenschaftliche Auswertung der Rohdaten erheblich erschwert – insbesondere für Wissenschaftler*innen, die nicht vor Ort waren.

Seit ein paar Jahren versucht man diesem Missstand zu begegnen. Das Projekt ExcaBook wurde ins Leben gerufen, im Rahmen eines größeren Projektes zur Aufbau eines Archäo-Daten-Netzwerkes, in Kooperation des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz und der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ziel war es eine Plattform zu schaffen, die Erfassung der Daten im Feld, Hosting und Langzeitarchivierung stemmen kann. Nebeneffekt ist die Standardisierung des Datenmodells über sämtliche Projekte hinweg, in der die Software zum Einsatz kommt. Auf diesem Framework werden eigene Datenbanken („xBooks“ genannte MySQL-Datenbanken) für verschiedene Anwendungsgebiete bereitgestellt. Neben ExcaBook zur Grabungsdokumentation auch OssoBook für zooarchäologische Funde, ArchaeoBook für archäologische Objekte und AnthroBook für anthopologische Funde.

Wie sieht das ganze nun in der Praxis aus? Im Rahmen eines Grabungsprojektes werden die zu erfassenden Objekte, z.B. Ziegelmauern oder andere Befunde, per Eingabemaske in die Datenbank aufgenommen, beispielsweise Maße, Beschaffenheit o.ä. Auch werden sie untereinander in Beziehung gesetzt, z.B. „Schicht A ist unter Schicht B“. Sämtliche Daten werden dann lokal zwischengespeichert, bevor sie dann auf den zentralen Server am LRZ hochgeladen werden. Von dort können sie wieder auf Anwendergeräte gespiegelt werden, etwa auf Zweitrechner auf der Grabung oder im Büro. Konflikte, etwa durch gleichzeitige Bearbeitung desselben Gegenstandes, werden angezeigt und müssen manuell bereinigt werden – einem Datenverlust durch blindes Überschreiben wird so vorgebeugt.

Zwar ist die Verwendung von ExcaBook momentan (2021, nach dem Leitfaden für 2020) noch freiwillig, wird aber empfohlen. Die Hoffnung ist, dass dieses Projekt die Qualität und Homogenität der erfassten archäologischen Forschungsdaten zu verbessern hilft. Eine daraus resultierende Erwartungshaltung könnte bzw. sollte auch auf universitäre Projekte ausstrahlen. Falls die bessere Zugänglichkeit zu einem Anstieg aufbereitender Publikationen führen sollte, ist es durchaus im Bereich des möglichen, dass auch wir Bibliotheken davon tangiert werden.

 

(mb)

 

mb hat in seiner aktiven Zeit bis 2019 ExcaBook selbst verwendet und war sehr angetan davon.

 

Literatur

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Vorgaben zur Dokumentation archäologischer Ausgrabungen in Bayern, 2020, online unter: https://www.blfd.bayern.de/mam/information_und_service/fachanwender/dokuvorgaben_april_2020.pdf (10.11.2021)

Silke Jantos, ExcaBook – Grabungsdatenbank des BlfD, 2018, online unter: https://landesarchaeologen.de/fileadmin/mediamanager/004-Kommissionen/Archaeologie-und-Informationssysteme/Grabungsdoku/V_Jantos_ExcaBook.pdf (10.11.2021)

 

Websites

https://xbook.vetmed.uni-muenchen.de/ (10.11.2021)

 

Bildnachweis

mb

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