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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Weltkarte




Flucht in die/der Bibliothek

Avatar of Student/in Student/in | 04. Mai 2020 | Projekt, Fachbereich



Bibliotheken gefallen sich als sogenannte „Dritte Orte“, und ohne hier weiter auf dieses Konzept eingehen zu müssen, steckt in solchem Dritten immer etwas jenseits einer funktionalistischen Logik von „Ja oder Nein“, als Ort liegt es zwischen dem „Hier“ und dem „Dort“, es ist kein anderes „Hier“, es ist ein ganz „Anderes“, wo das Wirkliche geneigt ist, dem Möglichen zu weichen. Der Raum des Möglichen aber – das ist das Spiel.
Nochmal Zeitgeist: Eine derzeit besonders beliebte Form des Spiels ist der sogenannte „Escape-Room“ - ein im Realen angesiedeltes Format, bei dem die Spielenden vorgeblich in einem Raum eingesperrt werden, der ihnen zugleich aber in Form von Rätseln und versteckten Hinweisen die Möglichkeit bietet, aus ihm zu entkommen. Hier sind wir gleich wieder bei der Bibliothek: Wer wäre noch nie in einen Lesesaal gegangen und hätte sich gedacht: „Ich muss hier auf der Stelle wieder raus“?
Nein, so ist das natürlich nicht gemeint. Wobei: Natürlich will man aus einer Bibliothek wieder hinaus, schon allein, weil man aus einem bestimmten Grund hineingegangen ist. Das kann das Bedürfnis nach Unterhaltung sein und man geht möglichst schnell aus der Bibliothek in ein Buch über (oder nimmt dieses ganz physisch mit nach Hause, wickelt sich in eine Decke, trinkt Tee und versinkt dann doch in der Wärme der Druckerschwärze), es kann eine drängende Frage für ein Referat sein, deren Antwort man sich abschreibt und den Notizzettel triumphierend schwenkend von dannen zieht. Der Weg dorthin ist aber doch markiert von Rätseln und (hoffentlich nicht allzu) versteckten Hinweisen: Katalogrecherche, Signaturen, Fußnoten oder auch 'nur' ansprechenden Titeln, Coverbildern und Klappentexten.

 

In diesem Kontext ist unser Projektteam sehr erfreut, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Universität(sbibliothek) Augsburg (das sich durch die Corona-Problematik selbst natürlich nicht verschiebt, jedoch die zugehörigen Feierlichkeiten) einen solchen Escape-Room explizit im Kontext der Bibliothek und obendrein in der Bibliothek selbst gestalten zu dürfen. Hierzu bemühen wir uns, das Phänomen 'Bibliothek' ganz spielerisch in den Blick zu bekommen, nachzufühlen, welche alltäglichen Probleme sich zu existentiellen Rätseln überhöhen lassen, was ein Bibliotheksbesuch überhaupt mit einem Actionfilm gemein hat und aber auch, wie sich Gewohnheitsnormalität ästhetisch vermitteln lässt.

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt", schreibt Friedrich Schiller in seinem 15. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen – als hehres Ziel wollen wir uns entsprechend setzen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Bibliothek zu sich findet, indem sie Spiel wird. Als realistisches Ziel haben wir einen spielerischen Zugang zur Bibliothek vor Augen, der einen offenen und zugleich reflektierten Umgang mit ihr ermöglicht, sie zugleich als Spielwiese und als Spielpartnerin eröffnet – so ernst das Spiel jenseits des Feierns dann auch werden möge.

(team escaperoom)

P. S., der Namensnähe wegen:
Büchern (besonders der Dichtung, aber auch wissenschaftlichen Texten) wird gern Eskapismus vorgeworfen. Das ist insofern nicht falsch, als dass sie tatsächlich einen Zufluchtsort bieten. Dort bieten sie aber auch einen Reichtum an Möglichkeiten, nach einer Rück-Flucht die Welt umzugestalten, dass sie mehr Zufluchts- als zu fliehender Ort werde.

[image by Stefan Steinbauer from unsplash]

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