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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Weltkarte




Studienfahrt nach Wien 2022

Avatar of Student/in Student/in | 15. Oktober 2022 | Bibliotheken | International, Studienleben, Lesestoff, Fachliches, Studienfahrt, Führung



Wir, der Kurs 20/23, haben nach längerer Zwangspause durch Covid-19 endlich wieder die Erlaubnis erhalten, auf Studienfahrt zu gehen. Verschiedene Umstände haben uns dazu bewogen, nicht zu weit in die Ferne zu schweifen, weshalb wir uns Wien als Zielort ausgesucht haben. Die Studienreise begann am Samstag, 24.09.2022 vormittags um 9:30 Uhr. Im Zug hatten wir ein kleines Chaos zu bewältigen, da unsere Sitzplätze ziemlich verteilt waren und der Zug extrem voll war. Schlussendlich fand jedoch jede:r einen Sitzplatz und nach vier Stunden kamen wir in Wien an. Die Öffis (wie man in Österreich zum ÖPNV sagt) in Wien stellten uns zu Beginn vor einige Herausforderungen, da unser gewünschtes Ticket nur online verfügbar war und nicht am klassischen Automaten gekauft werden konnte.


Unser erster Programmpunkt bestand aus einer Stadtführung, allerdings keine gewöhnliche, da sie sich ‚Ugly Vienna‘ nannte. Wie der Name schon sagt, führte uns der Guide (ein Engländer, der schon lange in Wien lebt) zu besonders hässlichen bzw. interessanten, je nach Blickwinkel, Gebäuden in der Stadt. Darüber hinaus wies er auch auf Stellen in der Stadt hin, die eine besonders hässliche Geschichte hatten. Unter die besuchten Gebäude fielen unter anderem ein Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg, ein Gebäude von ungarischen Architekten, die Zentrale der Raiffeisenbank, die zugleich ein Schwimmbad ist, der Donaukanal (Graffitis sind erlaubt, was wir auch prompt beobachten durften.) und ein Ministerium. Unser Guide hat uns außerdem noch erzählt, dass seine Tour (Entschuldigung, wir meinten natürlich ‚Spaziergang‘) zu Anfang von den Behörden als illegal betrachtet wurde, weil er kein zertifizierter Fremdenführer ist. Er muss nun einige Auflagen erfüllen, damit sie legal bleibt (z. B. Tragen einer knallorangen Hose, Bezeichnung der Tour als ‚Spaziergang‘, keine Nennung von Jahreszahlen, keine abfälligen Bemerkungen gegenüber bestimmten Wiener Behörden etc.).

Bildcollage Ugly Vienna

Am Sonntag (25.09.2022) haben sich Kleingruppen gebildet und je nach Lust und Laune wurden unterschiedliche Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt besichtigt. Die verschiedenen Gruppen besichtigten die Albertina, den Volksgarten, das Freud-Museum, das Foltermuseum, die Schatzkammer, den Prater, den Zoo und den Stephansdom.


Am Montag (26.09.2022) standen die nächsten Führungen an. Wir hatten drei Termine hintereinander in der ÖNB. Zuerst erhielten wir eine Führung durch das Globenmuseum. Darin sind sowohl Originale als auch Faksimile von teils sehr alten Globen zu sehen, anhand derer das Geographieverständnis durch die Jahrhunderte nachvollzogen werden kann. Das Museum ist im barocken Stadtpallais Mollard untergebracht, mit teilweise aufwändigen Decken- und Wandmalereien. Viel Zeit, um uns umzuschauen, hatten wir allerdings nicht, denn sofort im Anschluss hatten wir eine Führung durch die Räumlichkeiten der ÖNB. Wir erhielten Einblick in den Lesesaal, die Ausleihe und das Magazin. Den Prunksaal konnten wir nicht besichtigen, da er geschlossen war. Der, der uns geführt hat, schien zwischenzeitlich vergessen zu haben, dass wir angehende Bibliothekar:innen waren, denn er erzählte uns viele Dinge zu Organisation und Ablauf einer Bibliothek, über die wir seit dem ersten Semester Bescheid wissen.

Bildcollage Globenmuseum
Bildcollage ÖNB

Danach folgte die dritte Führung des Tages, nämlich durch das Papyrusmuseum. Diese war äußerst lebendig und interessant gestaltet, man sah der Mitarbeiterin in jedem Augenblick der Führung ihre Begeisterung sichtlich an. Sie erzählte uns unter anderem von der Entwicklung der verschiedenen Sprachen und Schriften in Ägypten, wie Papyrus und Tinte hergestellt wurden und über Silbenübungen, die die armen ägyptischen Schüler:innen ertragen mussten. Zum Schluss präsentierte sie uns ein sehr gut erhaltenes und reich illustriertes Totenbuch, in dem die exakten Regeln und Verhaltensweisen festgehalten wurden, um ein gutes Leben im Jenseits zu führen. Nach diesem Führungsmarathon gönnten wir uns am Montagnachmittag eine Pause, bevor wir am Dienstag die nächsten Führungen in Angriff nahmen.

Bild Papyrusmuseum

Am Dienstag (27.09.2022) startete der vierte Tag unserer Studienfahrt in der Hauptbibliothek der Büchereien Wien. Trotz der ungewöhnlichen Lage oberhalb der U-Bahn-Station Burggasse-Stadthalle gestaltet sich der Bibliotheksbau sehr hell, offen und einladend. Mit viel Holz, freien Treppen und einer großen Fensterfront mit Blick auf Wien lädt die Bibliothek nicht nur durch ihr Angebote zum Verweilen ein. Aufgeteilt in sechs Bereiche – sogenannte Colleges – werden alle Arten von Medien, angefangen bei klassischen Romanen und Fachbüchern, über DVDs bis hin zu einer der größten Schallplattensammlungen, den Nutzenden zur Verfügung gestellt. Über das System der Ringleihe können alle Medien der Büchereien Wien in jeder beliebigen Zweigstelle entliehen und auch wieder zurückgegeben werden. Obwohl die Bibliothek ganze 160 Studien- und Schmökerplätze, 18 Audio- und Videoplätze sowie 106 Benutzer-PCs bietet, kann es in den Stoßzeiten schon einmal zu Engpässen kommen und selbst der Boden wird zum Arbeits- und Treffplatz umfunktioniert. Möglichkeiten der Erweiterung der Hauptbibliothek gibt es allerdings – bedingt durch Lage und Bauart des Gebäudes – keine. Lediglich ein Wachstum nach Innen durch Auslagerung der Mitarbeiterbüros wäre möglich und wird aufgrund der hohen Nutzungsfrequenz auch angestrebt.

Bildcollage Büchereien Wien

Im Anschluss an die Führung durch die Hauptbücherei Wien – die uns zugegebenermaßen etwas neidisch auf das tolle Angebot, das die Wiener:innen hier erhalten, zurückgelassen hat – erhielten wir eine nicht weniger interessante Führung durch die Bibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien. Als ein von der Stararchitektin Zaha Hadid entworfenes Gebäude, findet sich viel Licht, viel Platz, viele Schrägen, viele abgerundete Kanten, aber eben leider auch viel „verschwendeter“ Platz, ein viel zu schmaler Zugang zur Bibliothek und viel zu sehr nach Optik gestaltete Ausleihtheken und Treppen. Auch wenn das Gebäude eben durch seine außergewöhnliche Gestaltung durchaus eindrucksvoll ist, merkt man dennoch sofort, dass bei diesem Bau eher das architektonische Konzept als die Praktikabilität im Fokus stand. Dennoch ist das ganze sehr hell und freundlich gestaltet und die Lernräume der Bibliothek bieten die wohl beste Aussicht Wiens. 

Bildcollage WU

Am Morgen des Rückreisetages besuchten wir schließlich noch die Hauptbibliothek der Universität Wien. Im historischen Hauptgebäude der Universität gelangt man über zahlreiche Treppen – wir fühlten uns ein wenig an die verwinkelten Treppenhäuser Hogwarts‘ erinnert – in den (leider in den 1960er Jahren neu gestalteten) Ausleihbereich der Bibliothek mit Zugang zu Schließfächern, Garderobe und zum historischen Lesesaal. Neben seinen optischen Vorzügen stellt der Lesesaal der Bibliothek jedoch bei seinen Nutzungsbedingungen eine Besonderheit dar. Anders als in anderen Bibliotheken üblich, darf hier nämlich noch nicht einmal Wasser in einer durchsichtigen Flasche in den Lesesaal gebracht werden – von Essen ganz zu schweigen. Grund hierfür ist das noch original erhaltene Mobiliar des Lesesaals, das selbst auf Wasserflecken sehr empfindlich reagiert. Das ebenfalls historisch erhaltene Oberlicht des Saals sorgt einerseits für ein sehr angenehmes, helles Licht zum Arbeiten, andererseits aber leider auch für recht hohe Temperaturen im Sommer. Es hat also Vor- und Nachteile, so einen schönen historischen Lesesaal sein Eigen nennen zu können.

Im Anschluss an den Lesesaal durften wir noch einen Blick in das riesige Magazin werfen. Ebenfalls historisch bedingt ist das Ganze noch durch Gitterböden aufgebaut, Aufzüge sucht man in den meisten Teilen vergeblich (und wenn dann doch einer da ist, fällt er wohl auch gerne einmal aus), alles ist recht verwinkelt. Dennoch hatte das Magazin gerade durch diese Besonderheiten seinen ganz eigenen Charme, die Gitterböden, durch die man mehrere Etagen in die Tiefe schauen konnte, sorgten beim Ein oder Anderen für ein Erlebnis der anderen Art.

Zum Abschluss der Führung wurden uns noch einige Schätze aus der Sammlung der Altbestände der Bibliothek vorgestellt. Wir durften u.a. eine lateinische Ausgabe der Schedelschen Weltchronik, das erste deutsche Mathematikbuch (von Albrecht Dürer) und eine Seidenfahne aus dem 17. Jahrhundert, auf welcher der Dalai Lama seine Verkündungen festhielt, bestaunen.

Bildcollage UB Wien Nr. 1
Bildcollage UB Nr. 2 mit der Schedelschen Weltchronik

Am Nachmittag ging es schließlich mit dem Zug wieder zurück nach München. Wir verbrachten ein paar erlebnisreiche und sehr interessante Tage in Wien und möchten uns hier auch noch einmal bei unserer Begleitung vom Fachbereich und den KollegInnen der verschiedenen Bibliotheken für ihr Engagement bedanken.

(ah und ls)


(Bilder: tf)

 

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