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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Adventskalender (3): la donna universale

Avatar of Student/in Student/in | 03. Dezember 2021 | Adventskalender



Ob Angela Daneu Lattanzi in jungen Jahren wohl schon daran dachte, einmal Bibliothekarin zu werden? - Vielleicht. Dass sie Jahre später prägende Figur für das italienische Bibliothekswesen spielen sollte? - Wohl nicht.

Begeisterung hegte die Tochter eines Latein- und Griechischlehrers zunächst einmal für Sprachen und Musik. Daher schrieb sie sich in Rom sowohl für ein Studium der „lettere antiche“ (sinngemäß: klassische Altertumskunde) als auch für ein Cello-Studium ein, wofür sie 1918 nach dem Abitur von Ägypten nach Italien übersiedelte. Denn 1901 geboren und aufgewachsen ist Lattanzi mit ihren zwei Geschwistern in Alexandria, wo ihr Vater an einem italienischsprachigen Gymnasium unterrichtete. Nach ihrem Studium führte sie der Weg über Aufenthalte in Palermo und Neapel zurück nach Rom, wo sie nun Vorlesungen über Musikgeschichte besuchte, später durfte sie über ein Stipendium in Berlin ihre Kenntnisse in Deutsch und Kunstgeschichte vertiefen.
Die letztgenannte Disziplin dürfte wohl ihr Interesse am Alten Buch entfacht haben, denn wenig später bewarb sie sich mit 33 Jahren erfolgreich um eine Stellenausschreibung als Bibliothekarin und widmete ihre Zeit fortan der Erforschung alter Bilderhandschriften – eine Leidenschaft, welche sie zeitlebens nie loslassen sollte.

1937 wurde sie schließlich an die Biblioteca Nazionale in Palermo versetzt, wo sie wenig später wegen des Kriegsausbruchs mit der Auslagerung seltener und wertvoller Bücher in nahegelegene Klöster und Kleinstädte beauftragt wurde. Ab 1943 wurde sie zur „Soprointendente“(‚Aufseherin‘) der Bibliotheken West-Siziliens berufen und leitete in dieser Funktion die Beseitigung der Kriegsschäden. Zudem war sie mit den Ausbau des regionalen und kommunalen Bibliothekswesens betraut, wofür sie sich Anfang der 50er-Jahre aus dem angelsächsischen Raum Inspiration von den „Public Libraries“ holte. Insbesondere die Erfüllung der Wünsche und Bedürfnisse aus Nutzerperspektive waren ihr ein Anliegen und so etablierte sie neben Krankenhausbibliotheken auch Bücherbusse, um abgelegene Ortschaften mit Literatur versorgen zu können. Diese Projekte durfte sie auf dem Internationalen Bibliothekskongress 1955 in Brüssel vorstellen.
Über ihre Tätigkeit als „Soprointendente“ hinaus war Lattanzi auch in anderen Ecken des Bibliothekswesens sehr rührig. So ist ihr die Gründung der italienischsprachigen „Branch Library“ in Toronto zu verdanken, um die italienische Kultur auch im Ausland zu pflegen und bekannt zu machen. Ihre Forschungsarbeit über Handschriften und Buchmalerei in den Beständen sizilianischer Bibliotheken mündete in einen zweibändigen Katalog sowie ein Lehrbuch über die Geschichte der sizilianischen Buchmalerei, heute ein Standardwerk im italienischen Bibliothekswesen.

Nach Ihrer Pensionierung 1965 hatte sie noch für fünf Jahre Lehraufträge in verschiedenen Disziplinen des Bibliothekswesens an der Universität sowie am Staatsarchiv Palermo inne. Auch der Musik blieb sie als Lehrbeauftragte für Musikgeschichte und passionierte Klavierspielerin weiterhin verbunden. Geschätzt wurden ferner ihre Landschaftsbilder als Aquarelle und Ölmalereien, welche zum Teil bis heute im städtischen Kunstmuseum von Palermo zu bewundern sind. In der sizilianischen Hauptstadt verbrachte sie auch ihren Lebensabend, wo sie 1985 im Alter von 83 Jahren verstarb.

[rs]

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