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Bibliotheken und Tiere - Teil 9: Leus Tierleben

Avatar of Student/in Student/in | 01. Oktober 2020 | Bibliotheken und Tiere, Ausstellung | Bibliothek



Bibliotheken und Tiere - Teil 9: Leus Tierleben

Bienenfresser © Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Fast scheint es, als hätte Johann Friedrich Leu vor 150 Jahren geahnt, dass aubib mal eine Reihe zu Bibliotheken und Tieren starten würde. Wie sonst soll man sich die Farbenpracht, Präzision und das unglaubliche Talent seiner Skizzen, Aquarelle und Gouachemalereien erklären, die nun in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zu sehen sind?

Aber zurück zum Anfang:

Johann Friedrich Leu (1808-1882) war ein Augsburger Kürschner (Pelzhersteller), Händler und Tierpräparator. Schon früh interessierte er sich für alle möglichen Tierarten, besonders für Vogel, nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive. So begann er, die Tierwelt seines heimischen Schwabens, aber auch der Alpen zu beobachten, und in Wort und Bild handschriftlich festzuhalten. Dazu trug er noch alle möglichen Informationen aus der Literatur zusammen, sichtete und bewertete sie kritisch. 1846 war er Gründungsmitglied des Naturhistorischen Vereins in Augsburg, dem heutigen Naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben.

Sein größtes Werk wurde nie veröffentlicht: seine „Gesammelten Beiträge zur Naturgeschichte der Wirbelthiere“ beinhaltet in stolzen 96 Bänden das Manuskript seiner Forschungen und Zeichnungen bzw. Malereien, fein säuberlich klassifikatorisch gegliedert, eine Fundgrube für jeden Artenforscher.

In einer Ausstellung in ihrem Cimeliensaal macht die Staats- und Stadtbibliothek dieses Werk nun der Öffentlichkeit zugänglich. Wer die ehrwürdige dreiläufige Treppe des historischen Gebäudes an der Schaezlerstraße erklimmt, kann besagte Skizzen und Malereien in den dortigen Vitrinen bestaunen.

Sehenswert ist die Ausstellung allemal, schließlich beschrieb und malte Leu ja nicht nur bekannte Arten wie Eisvogel und Knäkente, sondern auch einige heute in Schwaben oder den Alpen nur noch seltene bzw. ganz ausgestorbene Tierarten wie Lachseeschwalbe und Triel. Seine umfassende Inventur der heimischen wie außereuropäischen Tierwelt spiegelt die Fauna eines Zeitalters wider, das noch nicht von Industrialisierung und intensiver Landwirtschaft geprägt war. Leu forderte übrigens schon damals Schutzgebiete, um bedrohte Arten zu erhalten – ein Vorreiter des modernen Verständnisses von Natur- und Umweltschutz.

Sein Werk vermachte er dem Naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben, Kooperationspartner der Ausstellung. Im Gegensatz zur Tierpräparatesammlung, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, konnten die 96 Bände seiner Gesammelten Naturgeschichte gerettet werden, und befinden sich heute im Bestand der Staats- und Stadtbibliothek.

Die SuStBA hat übrigens auch hier versucht, das Analoge mit dem Digitalen zu verbinden. Auf der Webseite der Ausstellung findet man Vogelstimmen zu den gezeigten Vögeln als mp3 zum Nachhören. Wie wir außerdem bei unserem Besuch in der Ausstellung feststellen konnte, sind auf einigen Vitrinen QR-Codes angebracht, mit denen man direkt zum Digitalisat des jeweiligen gezeigten Bandes gelangt. Nicht zuletzt wird gerade an einer virtuellen Ausstellung gearbeitet, die auch jedem, der coronabedingt nicht anreisen möchte oder kann, auch die Möglichkeit geben soll, die Ausstellung zuhause vom PC aus zu "besuchen".

Einige der Bände sind übrigens schon digitalisiert, sie lassen sich in den digitalen Sammlungen der SuStBA betrachten und durchblättern.

Vor Ort ist die Ausstellung montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Die Anzahl der Besucher ist auf maximal fünf gleichzeitig begrenzt. Zwar findet coronabedingt kein Begleitprogramm statt, also keine Führungen oder Veranstaltungen, dafür gibt es einen umfangreichen Ausstellungskatalog, der für 20 Euro an der Information im EG erhältlich ist. Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. November.

Wir danken der SuStB Augsburg für die freundliche Genehmigung der Bildmaterials, das wir an dieser Stelle im Blog zeigen.

https://www.sustb-augsburg.de/leus-tierleben/

 

„Mergus castor ♀ alt.“, Gänsesäger-Weibchen, undatierte kolorierte Federskizze
Cod NV 4 -34, S. 209.
© Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

(ag)

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1 Kommentar(e)

Ein Kommenttor |

30. Oktober 2020

Super Artikel!