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Literarische Früchte der Quarantäne – Boccaccios Decamerone

Avatar of Student/in Student/in | 02. Juni 2020 | Lesestoff



Eine Frage, die zurzeit wohl einige umgetrieben hat, ist historisch betrachtet nicht wirklich neu: was tun, wenn wegen einer Epidemie ein Aufenthalt in Quarantäne notwendig wird? Eine charmante Lösung abseits von Homeoffice und Home - Schooling stellt das Werk Il Decamerone von Giovanni Boccaccio (1313 – 1375) vor. Entstanden ist diese Novellensammlung kurz nach der großen Pestepidemie von 1348/1349, welche auch die Rahmenhandlung bildet. Sieben junge Frauen und drei junge Männer flüchten vor der Seuche aus der Stadt Florenz in ein luxuriöses Landhaus mit üppigen Gärten. Da ihnen das dolce vita und endlose Flanieren in schattigen Laubengängen jedoch bald zu langweilig wird, beginnen sie ein Erzählspiel: jeden Morgen wird eine Königin oder ein König ernannt, die jeweils einen Themenkreis vorgeben. Jeder der Zehn muss sich nun eine Geschichte zu diesem Themenkreis ausdenken, und diese den anderen zum Besten geben. So entstehen in zehn Tagen zehnmal zehn Novellen, womit die in jener Zeit als numer perfectissimus angesehene Zahl 100 erreicht wird. Inhaltlich wird hier ein mittelalterliches Welttheater aufgespannt, das von Geschichten über Sultane bis hin zu Bauernschwänken alles aufbietet. Von besonderer Bedeutung ist auch die sehr naturalistische Schilderung des Wütens der Seuche in Florenz in der Rahmenerzählung, die auch heute noch als historische Quelle herangezogen wird. Wirkmächtig ist diese erste Novellensammlung der Literaturgeschichte vor allem auf schriftstellerischem Gebiet. Erzählungen, wie etwa die sogenannte Falkennovelle, werden bis heute rezipiert und gelten als mustergültiges Lehrmaterial in Sachen Novelle. Ob Geoffrey Chaucers Canterbury Tales, Johann Wolfgang von Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter oder Lessings Ringparabel, sie alle sind nach dem Vorbild Boccaccios gestaltet. Wer einen eher stofflichen Eindruck von den äußeren Umständen des Decamerone haben möchte, kann heute noch das besagte Landhaus mit Garten in Fiesole bei Florenz besichtigen. Es hat eben alles auch irgendwo sein Gutes …

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Decamerone

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Decamerone#/media/Datei:Sandro_Botticelli_075.jpg

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2 Kommentar(e)

Freund der Buchillustration |

18. Juni 2020

Wer übrigens eine besonders attraktive Ausgabe des Decamerone sucht, sollte sich unbedingt die zwei Bände mit den Illustrationen von Werner Klemke ansehen. Er erhielt 1975 für die Gestaltung auch die Ehrenbürgerschaft der Geburtsstadt Boccacios.

 


Falkner |

02. Juni 2020

Kein Wunder, dass es ausgerechnet die FAL:KE Novelle ist ;)