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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Ideenbibliothek ÖB - Trends und Ideen in öffentlichen Bibliotheken

Avatar of Student/in Student/in | 14. Januar 2020 | Bibliotheken | Deutschland, Gedankensprünge



Ideenbibliothek ÖB - Trends und Ideen in öffentlichen Bibliotheken

Das neue Jahr hat begonnen, der bibliothekarische Weihnachtspullover ist wieder im Schrank verschwunden und für ÖB-Bibliothekare wird es Zeit, gute Vorsätze wie „Dieses Jahr werden wir endlich Bibliothek des Jahres!“ umzusetzen. Damit das klappt, haben wir uns mal nach ein paar Ideen und Trends umgeschaut, die gerade in ÖBs die Runde machen.

 

Erstens: Vergesst MakerSpaces...

....denn die hat doch mittlerweile jeder. Escape games sind jetzt angesagt! Seit 2018 greifen Spiele, die die Bibliothek zum Escape room machen, allerorts um sich, mal als öffentliche Veranstaltung, mal zum Selberbuchen für private Gruppen. Teilweise lassen sich ÖBs das Spiel dazu extra entwickeln, wie die Stadtbibliothek Berlin-Mitte. Der Kostenpunkt für Benutzer ist dazu äußerst attraktiv im Vergleich zu kommerziellen Escape rooms. Wenige Euros oder sogar kostenlos ist das Vergnügen – und nebenbei der Erfolg in Sachen Informationskompetenz für die Teilnehmenden.

 

Zweitens: Abend- und Wochenendöffnungen

Die 24/7-ÖB ist zwar noch in weiter Ferne, finanziellen Hürden und Arbeitszeitgesetz geschuldet, doch kam man 2019 nicht umhin, zu sehen, dass das Bestreben einer Ausweitung oder einer Umschichtung von Öffnungszeiten längst nicht mehr allein bei den Unibibliotheken vorhanden ist.

In Nordrhein-Westfalen verabschiedete der Landtag im Herbst 2019 ein Gesetz, das es den öffentlichen Bibliotheken des Landes erlaubt, auch sonntags mit Fachpersonal zu öffnen. Andernorts behilft man sich, außerhalb der gesetzlich erlaubten Zeiten eben ohne Bibliothekare die Bibliothek zu öffnen, etwa in der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin, die sonntags Veranstaltungen stattfinden lässt, oder die erst vor einigen Wochen wiedereröffnete Stadtteilbibliothek Fürstenried in München, deren Türen sich außerhalb der regulären Öffnungszeiten jetzt mit einem Bibliotheksausweis auch morgens ab 8 Uhr und abends bis 22 Uhr öffnen lassen, wenn die Bibliothekare schon heimgegangen sind.

Ob letztere Lösung, die in Skandinavien schon in vielen ÖBs verbreitet ist, sich dank entsprechender technischer Umrüstung auch hierzulande weiter durchsetzt, und/oder ob bundesweit doch noch ein Anlauf unternommen wird, damit nicht nur wissenschaftliche Bibliotheken sonntags öffnen können, wird sich in Zukunft zeigen.

 

Drittens: Make your Ortsleihe great again!

Es muss nicht immer der Marco-Polo-Reiseführer oder der neueste Schwedenkrimi sein. Die Bücherhallen Hamburg oder auch die Stadtbibliothek Rosenheim bieten seit etwa einem Jahr eine Bibliothek der Dinge an, wo man Nähmaschinen, Küchengeräte und Werkzeuge, Tablets und VR-Brillen, oder aber auch mal eine Ukulele oder eine Seifenblasenmaschine ausleihen kann.

Die Bibliothèque Historique de la Ville de Paris (BHVP), eine kommunale Spezialbibliothek zur Pariser Stadtgeschichte, geht den anderen Weg und gibt nun auch ihren Altbestand in die Ortsleihe. Jeder Nutzer kann sich nun Monografien oder Zeitschriften vom 17. bis 20. Jahrhundert nach Hause ausleihen, und zwar einen ganzen Monat lang. Eine ziemlich mutige Idee.

Nicht vergessen möchten wir da auch die Binge-Boxes in mehreren Bibliotheken der USA, darunter der Mandel Public Library, in West Palm Beach, Florida: Um selten ausgeliehene DVDs und populäre Mehrfachexemplare gemeinsam unters Volk zu bringen, stellen Bibliothekare dort DVD-Boxen zum Ausleihen zusammen. Darin befindet sich dann themen- oder serienbezogene Fiction mit passender Beschriftung („80s Rewind“, „Perpetually Popular Pixar“), mit der man zuhause dann ein ganzes Wochenende die Couch nicht mehr verlassen muss. Seit der Einführung der Boxen haben sich die DVD-Ausleihen übrigens vervierfacht. Einfach herzustellen und kaum mit Zusatzkosten verbunden wären solche Binge-Boxes doch auch was für den deutschen ÖB-Markt.

 

Viertens: I have a Stream! (frei nach Martin Luther King)

E-Books per Onleihe und digitale Tageszeitungen als E-Paper, jaja, das wird mittlerweile schon ein bisschen als Standard erwartet von der Stadtbibliothek. Auch ans Musik-Streaming hat man sich schon gewagt, wie z.B. mit Freegal in Regensburg oder Naxos in Essen. Der nächste logische Schritt sind da Filme und Serien als Streamingdienste. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) entwickelte 2017 das Portal Filmfriend, das mehr als 2000 Arthouse-Filme und -Serien on demand bietet. In Bayern führte die Stadtbücherei Dachau das Angebot vor kurzem ein, vielleicht folgen ja bald weitere Bibliotheken. Mit der zunehmenden Ausdifferenzierung des Streaming-Marktes ist es vermutlich leider zunehmend schwierig, Anläufe für eine Lizenzierung besonders nachgefragter Serien und Filme hinzubekommen, laufen letztere ja schließlich mal auf Netflix, andere auf Amazon, oder Disney, Sky, HBO, Maxdome, TVNOW oder oder... Eine Bündelung all dieser Plattformen mittels eines einzigen Services speziell für Bibliotheken ist derzeit noch Zukunftsmusik.

 

Fünftens: SIBI (Small Ideas, Big Impacts)

Bei klammen kommunalen Kassen fällt es nicht leicht, sich das nächste 3D-Kino für die Bibliothek zu finanzieren (außer vielleicht in Malaysia). Wie wäre es daher nicht nur mal mit den genannten Binge-Boxes, sondern vielleicht auch mal mit Mystery Bags ? Bei denen werden Bücher in Brotzeittüten verpackt ausgeliehen, ohne das man weiß, welches Buch darin steckt (lediglich das Genre und ein geheimnisvolles Fragezeichen werden auf die Tüte geschrieben). Erhöht die Entdeckungsfreude.

Oder doch Makerspaces, aber mobil auf Rädern zum Mieten fürs eigene Klassenzimmer ? Warum nicht eine ganze mobile Bibliothek, wie die Bibliothequeer, eine LGBT-“Pop-up-Library“ ? Tonies, wir brauchen Tonies !

Und zu guter Letzt, wir haben schon lange nicht mehr alle gemeinsam in der Bibliothek gepuzzlet. Vielleicht machen wir dann sogar einen Puzzle Battle gegen eine andere ÖB in einer anderen Stadt ? Oder wagen uns an das 18.000-Teile-Puzzle „Magisches Bücherregal“ ?

Ihr habt noch viel viel mehr tolle Ideen. Spätestens wenn die Kommune die bereits angedachte Schließung der Stadtbücherei rückgängig macht, stattdessen ihr finanzielles OK zum neuen topmodernen Bibliotheksbau gibt (siehe Artikelbild) und auch noch alle nötigen Personalstellen bewilligt, kann nichts mehr schiefgehen ;-)

(ag)

(Bildnachweis: Stefan Keller, Pixabay)

 

 

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