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Hier berichten wir von den großen und kleinen Erlebnissen unserer Ausbildungsreise – von Exkursionen in alte und neue Bibliotheken, von Studienfahrten und Praktika in fernen und nicht ganz so fernen Städten, von Vorträgen, Konferenzen und natürlich dem Studienleben in München.

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Buchmesse und Quarkkeulchen: Praktikum an der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Avatar of Student/in Student/in | 02. April 2015 | Praktikum, Praktikum | Inland



DNB Leipzig
Shoa-Lesesaal in der DNB
Shoa-Lesesaal in der DNB

Schon während des Bibliothekskongresses 2013 in Leipzig hatte ich mir das Leipziger Haus der Deutschen Nationalbibliothek angesehen und war beeindruckt.
Da im zweiten Praktikumsabschnitt ein Praktikum an einer Universalbibliothek absolviert werden soll, bewarb ich mich bei der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig um ein Praktikum, für welches ich auch eine Zusage bekam.

Gleich zu Anfang hatte ich das Glück, dass während des Praktikums der Tag der Bestandserhaltung für die Auszubildenden der DNB stattfand und ich auch daran teilnehmen durfte. An diesem Tag wurden von Restauratoren der DNB verschiedene Vorträge zu diversen „Bücherfeinden“ gehalten, als da wären: Tintenfraß, Säurefraß, Tierfraß, Licht, Feuchtigkeit, Bücherwürmer, Post-its (beziehungsweise der Kleber), um nur einige zu nennen. Natürlich wurde auch darüber referiert, was man jeweils gegen entstandene Schäden tun kann und wie Schäden verhindert werden können.
Verschiedene stark mit Schimmel befallene Bücher und Zeitungen, die aus Sicherheitsgründen erst ausgepackt wurden, als alle einen Mundschutz angelegt hatten, wurden uns ebenfalls gezeigt.
Interessant waren auch die Notfallboxen, anhand derer erklärt wurde, was z.B. bei einem Wasserrohrbruch zu tun ist, um den betroffenen Bestand möglichst gut zu evakuieren.

Während des Praktikums war ich die meiste Zeit in der Abteilung Anne-Frank-Shoah-Bibliothek tätig. Momentan umfasst die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek in etwa 12.000 Bücher, Periodica, audiovisuelle Medien, Karten und anderes über den Holocaust, was in Freihandaufstellung im Shoah-Lesesaal zugänglich ist. Das Ziel ist es, die weltweit erschienene Literatur zur Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland zu erwerben und bereitzustellen.
Über den Shoah-Lesesaal können Benutzer der Deutschen Nationalbibliothek außerdem auch die Bestände der Reichsbibliothek, die Sammlung Exil-Literatur, die Sondersammlung „Sozialistica“ und teilweise auch die Plakatsammlung einsehen. Die Reichsbibliothek umfasst ungefähr 4.600 Bände, die der in der Paulskirche tagenden Nationalversammlung im Jahr 1848 gestiftet wurden und zum Aufbau einer Reichsbibliothek genutzt werden sollten. Die Plakatsammlung der DNB in Leipzig umfasst über 30.000 Plakate, Flugblätter, Proklamationen und Einblattdrucke zum Ersten Weltkrieg, zur Novemberrevolution 1918, zum Zweiten Weltkrieg, aus den Jahren 1945 – 1949 sowie der DDR bis 1961.
Die Sondersammlung „Sozialistica“ wurde nicht etwa in der DDR begründet, sondern beinhaltet Publikationen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung aus der Zeit von 1830 bis 1912; sie beruht auf einer Schenkung des Stuttgarter Verlegers Johann Heinrich Wilhelm Dietz und wurde bis 2009 antiquarisch ergänzt. Die mittlerweile geschlossene Sammlung besteht aus ungefähr 2.700 Bänden und 660 Zeitschriften.

Der Shoah-Lesesaal ist in seiner aktuellen Form erst 2012 eröffnet worden; hier stehen den Nutzern 54 Arbeitsplätze sowie Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung.

Regelmäßig finden in der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek Schülerveranstaltungen statt, bei welchen die Schüler mit verschiedenen Aspekten des Themas „Nationalsozialismus und Holocaust“ konfrontiert werden. Während meines Praktikums habe ich insgesamt vier solche Führungen mit Schülern der 8. Klasse miterlebt, die jeweils verschiedene Arbeitsaufträge zu den Themen „Anne Frank“ und „Jugend im Nationalsozialismus“ bekamen, bei welchen sie auch im Online-Katalog und am Regal recherchieren mussten.

Meine Aufgabe war neben Diensten im Lesesaal die Erarbeitung einer Handreichung zum Thema „Religion / Weltreligionen“ für zukünftige Schülerveranstaltungen. Dabei ging es darum, für Lehrer, Multiplikatoren und insbesondere die Mitarbeiter der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek eine Einführung zum Thema zu erstellen. Außerdem habe ich Arbeitsblätter für die Schüler konzipiert, anhand derer sie einerseits die Recherchemöglichkeiten in der Bibliothek kennen lernen sollen, aber sich andererseits auch mit dem behandelten Thema auseinandersetzen.

Die tägliche Durchsicht der gelieferten Pflichtexemplare gehörte ebenfalls zu meinen Tätigkeiten; dabei wurde jeweils nach für den Bestand der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek relevanten neuen Titeln gesucht.

Ein weiteres Highlight war die Leipziger Buchmesse und das gleichzeitig stattfindende Festival „Leipzig liest“.

Insgesamt hat mir das Praktikum sehr großen Spaß gemacht. Ich konnte den Betrieb an der Nationalbibliothek kennen lernen, war aber gleichzeitig in einer recht kleinen Spezialbibliothek tätig, in der die Mitarbeiter vielfältige Aufgaben haben.

Die in der Überschrift erwähnten Quarkkeulchen sind übrigens eine süße sächsische Spezialität aus gekochten Kartoffeln und Quark, die in Fett gebacken und mit Apfelmus und Zimtzucker serviert wird.

Elena Bayreuther (Kurs Q3 Bibl. 2012/2015)

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